09.08.2023

Bessere Entscheidungen dank langsamem Denken

Bei zunehmender Komplexität kommt schnelles Denken rasch an seine Grenzen.

Langsames Denken

Langsames Denken ist bei komplexen Problemen geeigneter als schnelles Denken.

Menschen treffen Entscheidungen auf Basis von Informationen (ob es intuitive Bauchentscheide gibt, sei mal dahingestellt). Doch woher stammen diese Informationen? Und wie gewichten und bewerten wir sie? Informationen basieren schlussendlich immer auf Wahrnehmungen. Und diese sind subjektiv. Spätestens bei der Gewichtung und Bewertung wird es ausgesprochen persönlich. Denn unsere Wahrnehmung ist wie ein grosser Filter. Möchten wir alle Wahrnehmungen aufnehmen, abspeichern und in die Entscheidungsfindung einbeziehen, würde unser Gehirn vermutlich kollabieren.

Unzureichende Informationen als Basis für Entscheidungen

Darum filtert das Gehirn nur jene Informationen heraus, die es für relevant hält. Diese Filterung erfolgt auf Basis unserer mentalen Modelle, die uns vorgeben, welche Informationen zulässig sind oder nicht. Dabei treffen wir auch (unbewusste) Annahmen, unterliegen dem Bestätigungsfehler (auch bekannt als Confirmation Bias), gehen Halbwissen auf den Leim oder verlassen uns auf unsere Intuition. In bekannter und stabiler Umgebung hat dies in den allermeisten Fällen keine dramatischen Auswirkungen. Wenn es jedoch dynamisch und komplex wird, wird es gefährlich, Entscheidungen darauf zu bauen.

Schnelles Denken ist zunehmend ungenügend

Der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann hat dies in seinem Buch «Schnelles Denken, langsames Denken» nachvollziehbar beschrieben. Schnelles Denken eignet sich für vertraute, stabile Situationen (wenn es kompliziert ist), langsames Denken hingegen bei komplexen Entscheidungen. In Organisationen hat sich schnelles Denken während vielen Jahrzehnten bewährt und Entscheidungsträger:innen (Manager:innen) sind sehr routiniert darin. Doch mit der zunehmenden Komplexität in der Arbeits- und Wirtschaftswelt ist schnelles Denken ungenügend.

Praktisches Arbeitsbuch für langsames Denken

In ihrem Arbeitsbuch «Hey, nicht so schnell» zeigen Frank Habermann und Karen Schmidt, wie man langsames Denken praktiziert, um zu guten Entscheidungen unter Komplexität zu kommen. Im Buchklub von crearium haben wir dieses Buch besprochen. Es fand eine sehr positive Resonanz. Die Gründe liegen hauptsächlich in der guten Lesbarkeit, der Anschaulichkeit und dem Fokus auf das Konkrete und Wesentliche. Es ist sehr praxisbezogen und enthält konkrete Werkzeuge und Techniken, die sehr einfach einsetzbar sind. Eine Methode daraus («Unsicherheit vermessen») haben wir bereits in einem Blogbeitrag vorgestellt.

Positive Resonanz im Buchklub von crearium

Aussagen aus dem Buch, die den Teilnehmer:innen am Buchklub besonders gut gefallen haben:

  • Der grösste Feind von guten Entscheidungen ist nicht Unwissen, sondern die Illusion von Wissen.
  • Glaub nicht alles, was du denkst!
  • Denken ist schwer, darum urteilen die meisten. (C.G. Jung)

Als eine Art «Zusammenfassung» für langsames Denken und Beschreibung fanden wir das «Manifest für langsames Denken» sehr dienlich:

  • Fragen vor Antworten
  • Beobachten vor Bewerten
  • Perspektivenwechsel vor Standpunkt
  • Selbstreflexion vor Fremdkritik

Und wie geht es Ihnen? Wann haben Sie sich das letzte Mal gefragt: «Woher weiss ich das eigentlich?» Wie bewusst prüfen Sie Ihr Wissen und die Qualität Ihrer Quellen? Oder wie leicht fällt es Ihnen zu sagen: «Ich weiss es nicht?»

Quelle: «Hey, nicht so schnell». Frank Habermann, Karen Schmidt. Gabal, 2021.

Autor

Beat Kunz

Beat Kunz ist Organisations- und Kommunikationsberater. Im Blog berichtet er aus seiner vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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