04.04.2018, Entwicklung von Individuen

Auf der Suche nach der Berufung

Es gibt nicht die eine grosse Idee. Eine Inspiration aus der Sendung «Sternstunde Philosophie» mit Rolf Dobelli.


Rolf Dobelli bietet in seinem Buch 52 überraschende Wege zum Glück.

In der Laufbahnberatung vernehme ich bei der Anfangsschilderung oft die sehnsuchtsvolle Suche nach der eigenen Berufung. Die Leute verbinden damit die Suche nach der Erfüllung. Meistens können sie sehr genau schildern, was sie nicht erfüllt. Auf die Frage, was sie denn erfüllt, ist die Antwort schon nicht mehr so einfach. In der Sendung «Sternstunde Philosophie» interviewt Barbara Bleisch den Autor Rolf Dobelli zum Thema «Was macht ein gutes Leben aus?». Seine Gedanken zur beruflichen Karriere regen an.

Tolstois Geschichte vom Igel und vom Fuchs

Dobelli teilt die Menschen in Igel und Füchse ein. Er zitiert dazu im Interview Leo Tolstoi und erklärt die beiden Kategorien wie folgt: Der Igel verfolgt in seinem Leben eine einzige Idee. Er vertieft das Thema mit einer unglaublichen Hingabe und Präzision als zentrales Lot. Der Fuchs hingegen sammelt viele Ideen, oft unzusammenhängend und zum Teil sogar recht widersprüchlich. Diese Menschen leben, handeln und denken in eher zentrifugaler Weise. Sie bewegen sich auf vielen Ebenen und nutzen eine grosse Vielzahl von Erlebnissen und Gegenständen. Laut Dobelli ist es wichtig, für sich selber zu erkennen, in welche Kategorie man gehört.

Genie versus überdurchschnittliche Kompetenz

Ein weiterer spannender Punkt, den ich als Laufbahnberaterin teile, ist die Suche nach der Berufung. Dobelli plädiert dafür, den Gedanken des Genies, also der Ausnahmeerscheinung, loszulassen. Er regt vielmehr ein entspanntes und reflektiertes Forschen nach der eigenen Nische an. Dabei geht es nicht darum, bei sich das Geniale zu finden, sondern genau zu erkennen, was ich besser als der Durchschnitt mache. Wenn ich das kenne, bin ich mir meiner Selbst bewusst und kann nun überlegen, wie und wo ich meine Fähigkeit auf dem Markt einsetze. Aus meiner Sicht ein Blickwinkel, der entspannt. Denn bei sich das Geniale finden zu müssen, kann auch Druck auslösen.

Sind Sie neugierig auf das Interview geworden oder haben Sie Lust auf weitere Anregungen? Hier finden Sie die Sendung vom 4. März 2018 mit Rolf Dobelli:

https://www.srf.ch/sendungen/sternstunde-philosophie/rolf-dobelli-mit-klarem-kopf-ins-glueck (55:40 Min.)

Das neuste Buch von Rolf Dobelli: Die Kunst des guten Lebens. 52 überraschende Wege zum Glück. München: Piper, 2017. ISBN 978-3-492-05873-5.

 

Autorin

Luzia Anliker

Luzia Anliker ist Beraterin und Coach. Im Blog berichtet sie aus ihrer langjährigen und vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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Kommentare (2)

  • Daniel Sager am 26.04.2018
    Ins gleiche Horn bläst eigentlich auch Paul Watzlawick mit seiner "Anleitung zum Unglücklich sein". Er hält uns auf sehr ironische und unterhaltende Weise den Spiegel vor die Augen.
    Mit den Worten seines Verlages Piper: "Paul Watzlawick hat mit seiner »Anleitung zum Unglücklichsein« einen Millionenbestseller geschrieben – was nur den Schluss zulässt, dass Leiden ungeheuer schön sein muss. Anders als die gängigen »Glücksanleitungen« führen Watzlawicks Geschichten uns vor Augen, was wir täglich gegen unser mögliches Glück tun." 
    • Luzia Anliker am 26.04.2018
      Lieber Daniel. Vielen Dank für diesen Hinweis. Ich glaube, das ergänzt sich sehr gut. Herzliche Grüsse. Luzia
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