Eine zentrale Kompetenz im Umgang mit anderen Menschen generell – und speziell im interkulturellen Kontext – ist die Ambiguitätstoleranz. Ambiguitätstoleranz ist die Fähigkeit, Unterschiedliches aushalten zu können und in komplexen Situationen nicht abzuwerten, sondern offen zu bleiben. Ungeklärtes auch mal stehen zu lassen und Widersprüche zu dulden. Zur Ambiguitätstoleranz gehört es, Mehrdeutigkeiten zu akzeptieren und auf Eindeutigkeiten zu verzichten. Das heisst, man lebt ein «sowohl als auch» statt «entweder oder».
In einem Workshop mit einer Projektgruppe mit interkultureller Durchmischung reflektierten wir den Umgang mit der eigenen Ambiguitätstoleranz. In diesem Blog stellen wir die angewendete Methode vor und was es den Teilnehmenden gebracht hat.
Nachdem wir in der Gruppe ein gemeinschaftliches Verständnis über die Ambiguitätstoleranz entwickelt haben, ging es zuerst einmal darum, die eigene Erfahrung oder den eigenen Umgang mit Mehrdeutigkeit zu reflektieren. Jede Person hatte 20 Minuten Zeit, die folgenden Fragen für sich zu beantworten:
Im Anschluss tauschten sich jeweils zwei Personen über ihre Notizen aus und zwar in Form eines Interviews. Durch nachfragen und mit interessiertem Zuhören ging es darum, die Erfahrungen des Gesprächspartners zu erkunden. Da die Antworten oft sehr persönlich sind, hilft ein Rückzugsort oder die Möglichkeit eines Spazierganges.
Nach unserer Erfahrung werden die Gespräche als sehr anregend empfunden. In der gemeinsamen Plenumsauswertung legten wir darum zuerst den Fokus auf die Sammlung der Erkenntnisse:
Um die Weiterentwicklung auch innerhalb des Teams anzuregen, geht es in einem letzten Schritt darum, das Verhalten in der Gruppe zu reflektieren:
Die gesamte Übung dauerte 1,5 Stunden und hatte zum Ziel, dass sich die Menschen mit dem Thema Ambiguitätstoleranz auseinander setzen. Folgende Feedbacks haben wir im Anschluss dazu erhalten:
«Mir war nicht bewusst, dass ich eher versuche, Mehrdeutigkeiten zu vermeiden oder solchen Situationen aus dem Weg gehe.»
«Das Feedback meines Gesprächspartners hat mir gezeigt, dass man mir meine Unsicherheit nicht anmerkt. Heute ist mir klar geworden, warum. Bei Mehrdeutigkeiten fasse ich sogar noch stärker nach als sonst und das wirkt nicht unsicher.»
«Es hat mir gut getan zu merken, dass auch andere mit dem Aushalten Mühe haben.»
Wie gehen Sie mit Mehrdeutigkeiten um? Welche Situationen von Mehrdeutigkeit haben Sie schon erlebt? Wie schätzen Sie Ihre Ambiguitätstoleranz ein?
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