23.11.2022

Absicht und Wirkung sind nicht immer das gleiche

Die Absicht von Führung ist bestimmbar, die Wirkung nicht.

Absicht und Wirkung

Im besten Fall stimmen Absicht und Wirkung überein. Bei Komplexität lässt sich das jedoch nicht voraussagen.

Kürzlich an einem Führungs-Workshop erlebten wir einen spannenden Dialog. Es ging darum, sich mit Führung auseinanderzusetzen – und zwar unter der Prämisse, dass Führung nicht identisch ist mit Hierarchie. Hierarchie (oder formelle Struktur) gibt den formellen Führungspersonen gewisse Entscheidungsbefugnisse und Einflussmittel. Weil das nur ein Teil von Führung ist, besprachen die Workshop-Teilnehmer:innen in Gruppen folgende Fragen:

  • Was ist die Absicht von Führung?
  • Was bewirkt Führung?

Die meisten Gruppen kamen zum Schluss, dass das ja identisch sei. Eine Gruppe nannte als Beispiel: «Die Absicht von Führung ist, die Arbeitsabläufe zu koordinieren. Die Wirkung von Führung ist dann, dass die Arbeitsabläufe koordiniert sind.»

Absicht ist bestimmbar, Wirkung nicht

Klar, das kann vorkommen. Interessant bei diesen Gruppengesprächen war, dass praktisch alle a) von linearen Wirkungen ausgingen (wenn – dann) und b) von positiven Effekten (dass das Tun die Absicht in die Wirklichkeit führt). Das ist nicht immer so und die meisten von uns haben vermutlich schon solche Erfahrungen gemacht. Führung kann nämlich auch folgendes bewirken:

  • Führung frustriert
  • Führung demotiviert
  • Führung fördert Einzelkämpfertum
  • Führung überfordert
  • Führung löst Unmut aus
  • Führung beutet aus
  • Führung macht krank

Wir gehen davon aus, dass niemand diese Wirkungen beabsichtigt. Aber gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.

Führung ist etwas Komplexes

Während die Absicht bestimm- und definierbar ist, ist es die Wirkung nicht. Die Absichten kann ich klar benennen und beschreiben. Die Wirkungen nicht. Das ist häufig ein Hinweis für Komplexität. Die Annahme, dass ein Input zum beabsichtigten Output führt, ist ein häufiger Irrtum im Umgang mit Komplexität. Genau dies ist auch den Teilnehmer:innen an diesem Workshop passiert. Sie haben verkannt, dass Führung etwas Komplexes ist. Im Umgang mit Komplexität helfen Rückkoppelungsschleifen. Zum Beispiel, die Wirkung per Feedback zu überprüfen oder Feedback über das eigene Verhalten oder auch über die Verhältnisse, die geschaffen wurden. Rückkoppelungen machen den Unterschied zwischen steuern und regeln. Erst nach der Rückkoppelung können Schlüsse gezogen werden. Die Komplexität macht Führung anspruchsvoll und auch so spannend.

Wir vermuten, in der Absicht sind Sie klar. Wann haben Sie zuletzt Ihre Wirkung überprüft?

Autor

Beat Kunz

Beat Kunz ist Organisations- und Kommunikationsberater. Im Blog berichtet er aus seiner vielfältigen Tätigkeit bei crearium.

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